Eine Berufsakademie (BA) ist eine Studieneinrichtung im tertiären Bildungsbereich, die ein Studium mit starkem Praxisbezug anbietet. Die theoretische Ausbildung an der Berufsakademie ist mit der praktischen Ausbildung in einem Unternehmen verknüpft (duale Studium). Die Abschlüsse an einer Berufsakademie werden als „staatliche Bezeichnungen“ vergeben.

Modell Berufsakademie

Absolventen schließen einen dreijährigen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen ab, wo auch eine Hälfte der Ausbildung stattfindet. Die andere Hälfte der Ausbildung findet an der Berufsakademie statt, wobei Theorie- und Praxisphasen im Rhythmus von etwa drei Monaten wechseln.

Das Modell der Berufsakademie wurde in Baden-Württemberg geschaffen und von anderen Bundesländern übernommen. Ab dem 1. März 2009 firmiert die Berufskademie Baden-Württemberg unter der Bezeichnung Duale Hochschule Baden-Württemberg. Auch Sachsen und Thüringen besitzen Berufsakademien in staatlicher Trägerschaft.

Berufsakademien in privater Trägerschaft mit staatlicher Anerkennung befinden sich in

  • Hessen,
  • Hamburg,
  • Niedersachsen,
  • Saarland,
  • Schleswig-Holstein

Berlin bietet im Rahmen der Fachhochschule für Wirtschaft duale Ausbildungsgänge an.

Unterschied zur Hochschule

Ein duales Studium an einer Berufsakademie ist grundsätzlich eng mit einer fachpraktischen Umsetzung des erworbenen akademischen Wissens in der Berufspraxis verbunden. Die Verknüpfung ist dabei in der Regel so eng, dass der zuständige Dozent die praktische Umsetzung gemeinsam mit dem Unternehmen plant, organisiert und betreut.

Hier liegt auch der wesentliche Unterschied zu Hochschulstudiengängen, in denen es zwar vielfach Praktika angeboten werden, diese jedoch keine umsetzungsorientierte Verknüpfung mit dem vermittelten akademischen Wissen gewährleisten sollen. Das Praktikum soll unabhängig vom Curriculum dazu dienen, praktische Verbindungen zur Wirtschaft zu erlangen.

Voraussetzungen zum Studium

Für ein Studium an einer Berufsakademie ist der Nachweis der fachgebundenen oder der allgemeinen Hochschulreife zu erbringen. Außerdem ist ein Ausbildungs- bzw. Praktikumsvertrag mit einem Unternehmen für den Zeitraum des BA-Studiums erforderlich.

Die Ausbildungsbetriebe müssen dabei bestimmte Voraussetzungen erfüllen, dazu gehören vor allem personelle und sachliche Eignung, die in den Studien- und Ausbildungsplänen der jeweiligen Fachrichtungen vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte zu vermitteln.

Studium

Das Studium dauert drei Jahre und wird durch die Abfassung einer Abschlussarbeit beendet. Je nach Studienbereich werden Bachelor Titel der Kategorie - Bachelor of Science, Bachelor of Arts und Bachelor of Engineering vergeben. Diese Bachelor gelten allerdings nicht als akademischer Grad, sondern als "Staatliche Abschlussbezeichnung".

Das Grundstudium wird nach zwei Jahren mit einer Zwischenprüfung (Assistentenprüfung) abgeschlossen. Im Verlauf des Studiums sind Hausarbeiten (Praxisarbeiten, Projektarbeiten, Studienarbeiten) anzufertigen und diverse Prüfungen abzulegen. Die genaue Verteilung der Prüfungsvorleistungen bestimmt die jeweilige Berufsakademie und ist von Studiengang zu Studiengang unterschiedlich geregelt.

Der überwiegende Teil der Vorlesungen wird von nebenberuflichen Dozenten bestritten, die sich hauptsächlich aus den Unternehmen aber auch aus Fachhochschulen oder Universitäten rekrutieren. Damit haben die Lehrkräfte Praxiserfahrung und die Studieninhalte können schnell an die Entwicklungen in der Wirtschaft angepasst werden. Zur Teilnahme an den Vorlesungen besteht grundsätzlich Anwesenheitspflicht.

Studiengänge

Die Studiengänge an den Berufsakademien werden in die Bereiche Sozialwesen, Technik und Wirtschaft gegliedert. Zum Teil gibt es noch vertiefende Fachrichtungen. Derzeit werden nachfolgend einige Studiengänge an den verschiedenen Akademien angeboten:

Sozialwesen:

  • Soziale Arbeit im Gesundheitswesen
  • Soziale Arbeit in der Jugend-, Familien- und Sozialhilfe
  • Sozialmanagement
  • Soziale Arbeit in der Verwaltung/Soziale Dienste
  • Kinder- und Jugendarbeit
Technik:
  • Bauingenieurwesen
  • Elektrotechnik
  • Informationstechnik
  • Maschinenbau
  • Produktionstechnik
Wirtschaft:
  • Dienstleistungsmanagement/-marketing
  • Internationales Management
  • Wirtschaftsinformatik
  • Warenwirtschaft & Logistik
  • Medien- und Kommunikationswirtschaft

Berufliche Perspektiven nach dem Studium

Die Chancen eines BA-Absolventen, von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden, sind hoch, da der Betrieb die Ausbildung mitfinanziert. Die Übernahmequote in der Ausbildungsstätte liegt in Baden-Württemberg bei durchschnittlich 80 %.

Nachteilig für einen Berufsakademieabsolventen ist die Ausrichtung auf seinen Ausbildungsbetrieb, wohingegen ein Universitätsstudium generalistischer ist.

Der Vorteil ist jedoch, dass BA-Absolventen bereits mit Abschluss einen höheren Praxisbezug haben und bereits während der Ausbildungsphase das Erlernte in die Praxis umsetzen konnten.

Tipp der Redaktion

Für Interessenten einer Berufsakademie gilt: Im Vorfeld sehr gut informieren! Der Arbeitsaufwand, die Verantwortung gegenüber dem unterstützenden Unternehmen, sowie das Privatleben müssen miteinander vereinbart werden. Finanziell ist ein BA Student relativ früh unabhängig.

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