Good Governance – Neue Wege in der juristischen Ausbildung an der Universität Rostock

An der Universität Rostock beginnt zum Wintersemester 2010/2011 der neue Bachelorstudiengang „Good Governance“. Er reformiert die bisherige Juristenausbildung, die hauptsächlich auf die Abschlussprüfung, das 1. Juristische Staatsexamen, fokussiert.

Sonntag, 19 September, 2010

An der Universität Rostock beginnt zum Wintersemester 2010/2011 der neue Bachelorstudiengang „Good Governance“. Er reformiert die bisherige Juristenausbildung, die hauptsächlich auf die Abschlussprüfung, das 1. Juristische Staatsexamen, fokussiert.

Zwar gilt das Juristische Staatsexamen in einschlägigen Fachkreisen noch immer als Marken- und Qualitätszeichen, aber in Zeiten von Bologna-Entscheidungen sei auch im Fach Jura ein qualifizierter Bachelor- und Masterabschluss notwendig, bei dem nicht der Name entscheidend sei, sondern der Inhalt, für den er steht, so argumentiert die Hochschule.

Außerdem solle der Anspruch an die juristische Ausbildung weiter erhöht werden, denn schon seit über 100 Jahren gibt es eine Diskussion um die Inhalte des juristischen Studiums. Dabei gehe es um den Anspruch an die Bildung, das Wissen und die Kompetenz derer, die zukünftig die Unternehmen, Gesellschaft und Politik die Verantwortung für das juristische Geschehen übernehmen sollen.

Die Änderung wird offensichtlich von den Studierenden gut angenommen, denn schon nach zwei Wochen haben sich über 100 Studierende online für diesen Studiengang eingeschrieben.

Die Kritik an der herkömmlichen juristischen Ausbildung ist nicht neu. Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Ansatz kritisch, allein die Masse des geltenden Rechts in den Mittelpunkt der Ausbildung zu stellen, aus berufsspezifischer Sicht ist zu bemängeln, dass für die große Menge der so ausgebildeten Juristen kein Bedarf besteht. Die heutige Juristenausbildung zielt auf die Vermittlung der Rechtsanwendung, das bedeutet, auf die Anwendung der normativen juristischen Vorgaben auf einen bestimmten Sachverhalt. Allerdings müsse dieses Spektrum um das Verständnis der sozialen, ethischen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen erweitert werden, so dass ein interdisziplinärer Ansatz geschaffen werde.

Aus diesem Grund wurde an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock der neue Studiengang zum LL.B. „Wirtschaft, Gesellschaft, Recht – Good Governance“ geschaffen. Er besteht aus einem Grundlagenblock, einem Elementarblock und einem Spezialisierungsblock. Gerade der Grundlagenblock ist dabei interdisziplinär ausgerichtet und bettet die Rechtswissenschaft in den Kontext ihrer geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Grundlagen ein. Damit solle Recht vermittelt werden unter Einbeziehung der verschiedenen formenden Kräfte und Perspektiven.