Zwei Unis re-akkreditiert, eine hat es nicht geschafft!
Auf seinen Wintersitzungen hat der Wissenschaftsrat drei Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten, darunter die Quadriga Hochschule Berlin, die HSD Hochschule Döpfer, Köln, sowie die Allensbach Hochschule, Konstanz.
Samstag, 29 Februar, 2020
Inhaltsverzeichnis
Auf seinen Wintersitzungen hat der Wissenschaftsrat drei Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten, darunter die Quadriga Hochschule Berlin, die HSD Hochschule Döpfer, Köln, sowie die Allensbach Hochschule, Konstanz. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Quadriga unter Auflagen reakkreditiert
Die Quadriga Hochschule Berlin wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren unter Auflagen reakkreditiert. Die Quadriga Hochschule ist eine im Jahr 2009 gegründete und seither befristet staatlich anerkannte Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Ihren rund 110 Studierenden bietet sie einen Master- und zwei MBA-Studiengänge im berufsbegleitenden Teilzeitstudium an. Kennzeichnend für die Hochschule sind ihre Praxisorientierung und ihr fachlicher Fokus auf kommunikationsbasierte Fragenstellungen in den Bereichen Public Relations und Management.
Studienangebot seit Erstakkreditierung sinnvoll ausgeweitet
Die Quadriga Hochschule wird ihrem institutionellen Anspruch als Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit Masterangeboten gerecht. Das Studienangebot wurde seit der Erstakkreditierung sinnvoll ausgeweitet und neu strukturiert. Positiv hervorzuheben ist das gut abgestimmte fachliche Profil, das sich über alle Leistungsdimensionen hinweg entfaltet. In vielfältiger Weise kooperiert die Hochschule mit ihrem beeindruckenden außerhochschulischen Netzwerk von Führungspersönlichkeiten aus Unternehmen, Politik und Medien. Sowohl der Interessenausgleich zwischen der Betreibergesellschaft und der Hochschule als auch die Leitungs- und Organisationsstrukturen der Hochschule gestalten sich in der Praxis hochschuladäquat. An den akademischen Ordnungen sind wenige Anpassungen erforderlich. Die Aufgaben in der Hochschulleitung sollten künftig zur Risikominimierung auf einen größeren Personenkreis aufgeteilt werden. Das professorale Personal unterschreitet in quantitativer Hinsicht die Mindestanforderungen des Wissenschaftsrats an den akademischen Kern einer Hochschule mit Masterstudiengängen und muss ausgebaut werden. Gleichwohl weist die Hochschule eine sehr gute Betreuungsrelation auf. Die Forschungsleistungen sind angemessen. Begünstigend wirken hier die zeitlichen Freiräume der Professorinnen und Professoren. Seit Betriebsbeginn agiert die Hochschule defizitär und wird auch künftig von Ausgleichszahlungen abhängig sein, die von der Betreibergesellschaft bereitwillig geleistet werden.
Seine Reakkreditierungsentscheidung verbindet der Wissenschaftsrat mit Auflagen zur Governance, zur Berufungsordnung und zum Aufbau des professoralen Personals.
HSD Hochschule Döpfer
Die HSD Hochschule Döpfer, Köln, wird vom Wissenschaftsrat für fünf Jahre unter Auflagen akkreditiert. Die HSD Hochschule Döpfer wurde im Jahr 2013 gegründet und im selben Jahr durch das Land Nordrhein-Westfalen befristet staatlich anerkannt. Gegenwärtig sind 578 Studierende an den beiden Standorten der Hochschule in Köln und Regensburg eingeschrieben. Es werden acht Bachelor- und Masterstudiengänge in den Bereichen Psychologie, Therapiewissenschaften, Medizin- und Gesundheitspädagogik sowie Physician Assistance angeboten, die zum Teil in verschiedenen Studienformaten (Vollzeit, Teilzeit, ausbildungsintegrierend) studiert werden können.
Schlüssiges Profil
Der Wissenschaftsrat würdigt das schlüssige Profil der HSD in den Bereichen Therapie und Gesundheit, mit dem es ihr gelungen ist, sich erfolgreich am Markt zu positionieren. In den Studienbereichen Psychologie und Angewandte Therapiewissenschaften stehen jedoch Veränderungen an, die von der Hochschule zum Teil bereits eingeleitet wurden. Stärken der HSD liegen in der Forschung im Bereich Psychologie, im Bereich Gesundheit ist die Forschung jedoch – besonders mit Blick auf die Masterangebote – noch verbesserungswürdig. Insgesamt gilt es für die Hochschule, stärkere Anreize für die Entfaltung von Forschungsaktivitäten zu setzen. Erforderlich ist auch die Berufung weiterer Professorinnen und Professoren, um die Studienbereiche der Angewandten Therapiewissenschaften (Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie) und den Standort Regensburg personell zu stärken. Die Leitungs- und Organisationsstruktur der HSD ist angemessen, lediglich einzelne Modalitäten zur Wahl der Hochschulleitung sind in der Grundordnung konkreter zu fassen. Die für die psychologischen Studiengänge wichtige Testothek ist gut ausgestattet, die Laborausstattung muss jedoch ausgebaut werden.
Der Wissenschaftsrat verbindet die Akkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zum professoralen Personaleinsatz und zur Entwicklung und Umsetzung eines Laborkonzepts.
Allensbach Hochschule
Im Verfahren zur Akkreditierung der Allensbach Hochschule, Konstanz, hat sich der Wissenschaftsrat gegen eine Akkreditierung entschieden. Die Allensbach Hochschule (AH) ist aus der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr hervorgegangen, die zum 1. Juli 2015 von der Allensbach Hochschule GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der European Education Group AG, Eschen/Fürstentum Liechtenstein, übernommen wurde. Die AH ist eine Fernhochschule und bietet verschiedene berufsbegleitende Bachelor- und Masterprogramme in den Wirtschaftswissenschaften über ein weitgehend digitales Lehr- und Lernkonzept an, in die insgesamt rund 360 Studierende eingeschrieben sind. Im Sommersemester 2019 (Stand April 2019) beschäftigte die AH hauptberufliche Professorinnen bzw. Professoren in einem Umfang von 11,4 Vollzeitäquivalenten (VZÄ).
Defizite im wissenschaftlichen Diskurs
Die AH bietet ihren Studierenden mit ihrem digitalen Lernkonzept eine hohe räumliche und zeitliche Flexibilität für die Absolvierung ihres Studiums. Jedoch mangelt es an einem akademischen Austausch zwischen den Lehrenden und Lernenden mit der Folge, dass der eine Hochschule prägende wissenschaftliche Diskurs nur in äußerst geringem Maße geführt wird. Es bestehen an der AH keine erkennbaren Bemühungen, ein Konzept für die digitale Lehre vorzulegen, welches dieses Defizit beheben könnte. Sehr problematisch sind auch die für eine Hochschule mit ganz überwiegend Masterstudiengängen zu geringen Forschungsleistungen. Überzeugende konzeptionelle Vorstellungen zur inhaltlichen Weiterentwicklung der Forschung konnte die AH nicht vorlegen. Erhebliche Zweifel an einem angemessenen Verständnis von Hochschulförmigkeit auf Seiten der Verantwortlichen der AH bestehen zudem mit Blick auf die zahlenmäßig sehr umfangreiche Beteiligung der Professorinnen und Professoren der AH an Promotionsverfahren an ausländischen Hochschulen, die für eine Hochschule mit nicht ausreichenden Forschungsleistungen nicht akzeptabel ist. Sehr kritisch sieht der Wissenschaftsrat zudem die Praxis der Vermittlung von Promotionsmöglichkeiten an ausländischen Hochschulen und der Vergabe von Honorarprofessuren sowie die Personalausstattung, etwa mit Blick auf die mediendidaktische und technische Unterstützung der Fernlehre und die Betreuung der Online-Bibliothek.
In der Gesamtbetrachtung kommt der Wissenschaftsrat zu dem Ergebnis, dass es der Hochschule nicht gelungen ist, die Hochschulförmigkeit zu erreichen.